„Schüler
und Schülerinnen … still gestanden! … Zum Aufheissen der Flagge
… die Augen links!“ Fanfarenstoß, und rasselnd geht die Fahne in
der Nut am Edelstahlmasten hoch, bauscht sich das Tuch im kalten
Morgenwind.
Was
jetzt hier martialisch unwirklich wirkt, in den USA ist eine solche
Szene auf den Schulhöfen insbesondere auf dem Land, verbunden mit
dem feierlichen Eid auf die Verfassung, allmorgendliche Praxis.
Vielleicht haben die Jungs von der Schüler-Union Baden-Württembergs
auch gerade daran gedacht, so im Sinne einer einprägsamen
„Aufwertung“, als sie die dauerhafte Beflaggung der Schulen in
ganz Deutschland mit Schwarz-Rot-Gold, der blauen Europaflagge mit
dem goldenen Sternenrund und des jeweiligen Bundeslandes
einforderten.
Schließlich,
einfach die drei Flaggen am Morgen vom Hausmeister in seinem grauen
Arbeitskittel rauf und am Abend die vom mittäglichen Regenschauer
klammnassen oder von der Sommerhitze knackig steifen Tücher wieder
von demselben Hausmeister in demselbigen grauen Arbeitskittel wieder
runter geholt, das geht doch nicht, mögen die armen Tücher, wie
auch ein jedes seiner Artgenossenen überall in unseren Landen, vom
langen und dauerhaften Hängen langsam schattierend grau verbleichen
und unansehnlich in Fetzen gehen.
Aber
jetzt mal grundsätzlich doch die Frage gestellt, gar mancher hat
sich an diesem Donnerstagmorgen beim Hören der Nachrichten die Augen
etwas gerieben und die Lauscher spitzer gestellt als sonst, wenn etwa
Donald Trump wieder einmal eine neue Schimpftirade auf neuzeitliche
Hexenjäger vom Stapel gelassen hat, was ist los, gibt es nicht etwas
Wichtigeres in unseren Landen, als über künftige
Pflichtbeflaggungen vor der Schulpforte machzudenken?
„Das
soll das Nationalbewusstsein stärken“, tönte es lautstark vom
Landesvorsitzenden der Schüler-Union, Adrian Klant, am Vorabend des
Bundesparteitages der CDU, „und es dient der Verbundenheit mit
anderen Nationen der EU!“
Damit
nicht etwa Rechts und Rechtsradikal sich des Symbols allein schon von
Schwarz-Rot-Gold bemächtige, so brachten es die Nachrichten noch
dazu.
Nun,
zu letzterem herrscht schon einmal Zwiespaltigkeit, hatte doch genau
die große Mutter der Schüler-Union, die CDU, gerade wiederholt mit
einer Partei, die mit ihrer blauen Flagge mit dem dunkelroten Strich
unten inzwischen nicht nur „rechtsradikal“, sondern Mitglieder
sogar als „Faschisten“ bezeichnet werden dürfen, „harmonische
Zusammenarbeit“ vereinbaren wollen. Könnte doch ernsthaft
unterstellt werden, dass die Symbole der Flaggen nicht von Rechts und
Rechtsradikal erst vereinnahmt werden müssen.
Aber
das wird, losgelöst von derlei ketzerischen Gedanken, schon
spannend, wenn mit oder ohne vorher- und nachgehenden
paramilitärischer Martialik die weit wehenden Fahnen sich den
„vielen Herausforderungen an den Schulen“ stellen sollen, wie es
die CDU-Kultusministerin Baden-Württembergs Susanne Eisenmann sehr
skeptisch formulierte. Wie etwa schal stark sanierungsbedürftig
feuchtklamme Schulgemäuer, kaputte Toiletten, unbrauchbare Chemie-
und Physiksäle, Bruchbuden von Sporthallen, eiskalt verbleibende
Heizungen und schlussendlich fehlende Tagesaufenthaltsräume.
Unterrichtsausfall wie noch nie, Lehrer fehlen, daraus folgender
Aufgabenüberforderung. Was SPD und FDP im Landtag in seltener
Einigkeit bestätigen.
Oder
halt doch, wie es der SPD-Landesvorsitzende Andreas Storch im SWR
bezeichnete, eine „Stilblüte“ eben, oder einen „billigen
Trick“, das Symbol nur, um Wähler von der AfD zurückzugewinnen.
v.i.S.P.
Joerg-Uwe Sanio, Sprecher DIE
LINKE – Kreisverband Lörrach